Die Schindelfassade ist ein regionales Stilelement der Bregenzerwälder Baukultur.
Vor ca. 600 Jahren, mit der Einführung der Milchwirtschaft in der Region, wurden die Fassaden der Wohnhäuser mit Holzschindeln beschlagen. Die Stallgebäude, die unmittelbar unter einem Dachstuhl an das Wohnhaus angebaut waren, wurden mit „Schirmbrettern“ versehen.
Auch heute, in Zeiten der modernen Holzbauarchitektur, spielt die Schindel immer noch eine bedeutende Rolle und wird gerne eingesetzt.
Was ist das besondere an diesen Schindeln?
Eine solche Fassade hat eine sehr lange Lebensdauer, 100 bis 150 Jahre gelten als seriöse Angabe. Wie ist das möglich, sind diese Schindeln doch nur fünf Millimeter stark, meist roh und Wind und Wetter ausgesetzt?
Es kommt auf das richtige Holz an!
Ganz oben, an der Waldgrenze, dort, wo Bäume ihr Leben lang „strenge Diät“ halten mussten, dort wachsen sie, die „Schindeltannen“! die magere Versorgung mit Nährstoffen bewirkt ein sehr langsames Wachstum, vielleicht ein Millimeter pro Jahr. Man sieht dies bei den sehr engen Jahresringen im Stamm.
Ein zweiter wichtiger Grund für die lange Lebensdauer einer Holzschindel ist die Bearbeitungsform. Es wird ausschließlich mit Spaltwerkzeugen gearbeitet, Schindel für Schindel wird mit dem Spalter „abgedrückt“. So bleibt die Struktur des Holzes erhalten, die Fasern der „Schnittstelle“ werden nicht verletzt.
Die Schindeln, ob rechteckig oder rund, werden einzeln, eine nach der anderen angebracht. Es wird von unten nach oben gearbeitet, die untere Reihe von der darüber liegenden zu ca. 2/3 überdeckt. Heute werden zur Befestigung rostfreie Klammern eingeschossen, früher, als es noch keine rostfreien Nägel gab, wurde ein Loch in die Schindel gebohrt und ein geschnitzter Holznagel (!!) eingeschlagen.
Als Holzarten eignen sich Fichte, Tanne, Weißtanne, auch Lärchenholz ist sehr gut geeignet, kommt bei uns aber seltener vor.
Auch die moderne Architektur setzt die Schindelfassade gerne ein, ist sie doch ein feiner Kontrast zu Fensterflächen oder Beton.